Über alle Bevölkerungsgruppen und Regionen hinweg betrachtet, bleiben die Deutschen mehrheitlich unter der 30-Prozent-Regel. Doch vor allem einkommensschwache Haushalte investieren einen weitaus höheren Anteil ihres Einkommens in die Miete. Gleiches gilt für Großstädte.
Hohe Mietbelastung in Großstädten
Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die Mietbelastung in allen 77 deutschen Großstädten (Stand: 15. Juni 2021) untersucht. Die Erhebung basiert auf den neuesten verfügbaren Daten des Mikrozensus. Sie stammen aus dem Jahr 2018.
Die Ergebnisse:
- 49,2 Prozent der Großstadt-Haushalte (gesamt: 8,4 Millionen) geben mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Warmmiete aus. Wohngeld und andere Sozialleistungen wurden dabei bereits berücksichtigt.
- Bei über einem Viertel (25,9 Prozent) der Haushalte betrug die Mietbelastung sogar mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens.
- Bei knapp 12 Prozent aller Großstädter floss mehr als die Hälfte der Einnahmen in die Miete.
Auffällig dabei: Die mittlere Mietbelastungsquote (Median) trifft zwar mit 29,8 Prozent fast genau den empfohlenen Höchstwert, es zeigt sich aber eine große Kluft zwischen den Einkommensschichten:
- Haushalte an der Armutsgrenze geben im Schnitt 46 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Diese Gruppe verdient maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Großstädter.
- Am anderen Ende der Skala stehen die Haushalte mit hohem Einkommen, die nur 20 Prozent ihrer Einkünfte in die Miete investieren. Sie definieren sich durch ein Einkommen, das mehr als 140 Prozent über dem Median-Wert liegt.
Große Unterschiede zwischen Arm und Reich
Ein ähnliches Bild zeichnen die Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2019. Demnach liegt der Anteil der Miete am Einkommen in der armutsgefährdeten Bevölkerung bei 49 Prozent. Als armutsgefährdet gelten alle Haushalte, deren Einkommen unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens (Median) liegt. Für den Erhebungszeitraum lag die Grenze bei 781 Euro netto pro Person.
Haushalte, die über der Armutsgrenze liegen, gaben deutschlandweit im Schnitt 21,9 Prozent für die Wohnkosten aus. Sie liegen also deutlich unter dem empfohlenen Maximalwert. Daraus ergibt sich ein Gesamtschnitt von fast 26 Prozent Mietanteil an den Wohnkosten.
Bitte beachten Sie: Das Statistische Bundesamt zählt zu den Wohnkosten auch Wasser- und Abwasser-, Energie- und Heizkosten, Ausgaben für die Instandhaltung der Wohnung bzw. des Hauses, Hypothekenzinsen (bei Eigentümern), Versicherungsbeiträge (bei Eigentümern; bei Mietern, falls diese die Kosten tragen) sowie sonstige Wohnkosten.