Ein Mann sitzt an seinem Küchentisch und rechnet seine monatlichen Kosten zusammen.

Miete: Welchen Anteil am
Einkommen sollte sie ausmachen?

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Maximal 30 Prozent des Nettoeinkommens sollte die Miete laut Experten betragen. In deutschen Großstädten gibt fast die Hälfte der Haushalte mehr für ihre Wohnkosten aus. Doch wie ist die Lage in Deutschland insgesamt? Hier finden Sie die Ergebnisse mehrerer Studien und Erhebungen.

  • Als Faustregel gilt: Die Warmmiete sollte maximal 30 Prozent des Nettoeinkommens betragen. Um Ihre individuelle Situation zu betrachten, sollten Sie einen gründlichen Kassensturz machen. Dabei hilft z. B. unser Haushaltsrechner.
  • Studien zeigen, dass vor allem Haushalte in Großstädten und die armutsgefährdete Bevölkerung (unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens) deutlich mehr für Wohnkosten ausgeben.
  • Im Bundesländer-Vergleich führt Hamburg mit einer Mietbelastungsquote von 30,4 Prozent. In Sachsen dagegen geben Menschen im Schnitt nur 22,7 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete (Grund- bzw. Kalt-Nettomiete ohne Heizung und Warmwasser) aus.

Um herauszufinden, wie viel Miete Sie sich leisten können, helfen im ersten Schritt verschiedene Faustregeln. Besser ist aber, Sie rechnen genau nach.

30-Prozent-Faustregel

Am geläufigsten ist diese Faustregel: Die Warmmiete sollte maximal 30 Prozent des Nettohaushaltseinkommens ausmachen. Dieser Wert wird auch oft in Studien zur Mietbelastung herangezogen. Der Nachteil: Die Faustformel berücksichtigt nicht, welche anderen laufenden Kosten eine Person hat. So kann sich ein Großstadt-Single mit bescheidenem Lebensstil und ohne Auto in der Regel eine höhere Miete leisten als Eltern, die ihre erwachsenen Kinder beim Studium unterstützen.

Die 40er-Mietregel

Nach dieser Regel sollte das jährliche Bruttoeinkommen mindestens 40 Mal so hoch sein wie die monatliche Miete. Bei einem Jahresgehalt von 40.000 Euro brutto (3.333 Euro brutto pro Monat) sollten nicht mehr als 1.000 Euro pro Monat in die Miete fließen.  Diese Faustformel ist noch ungenauer als die 30-Prozent-Regel, da das Bruttogehalt als Basis dient. Entscheidender ist aber das Netto-Einkommen, also wie viel Geld jemand tatsächlich zur Verfügung hat.

Der Kassensturz

Beide Faustregeln dienen nur der groben Orientierung. Wir empfehlen, über mehrere Monate hinweg ein Haushaltsbuch zu führen (gibt es mittlerweile auch als App) und Ihre Einnahmen und Ausgaben gegenüberzustellen. Sie können dafür auch unseren Haushaltsrechner nutzen.

  1. Zu Ihrem Einkommen zählen neben dem Gehalt zum Beispiel auch Mieteinnahmen, Rentenzahlungen oder staatliche Leistungen wie Kindergeld.
  2. Planen Sie auf der Ausgaben-Seite auch Rücklagen und unvorhergesehene Ausgaben wie Reparaturen mit ein. Insgesamt sollten Sie ein finanzielles Polster von mindestens drei Monatsnettoeinkommen haben.
  3. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ist Ihr Spielraum für die Wohnkosten. Dabei handelt es sich um die Warmmiete (Kaltmiete plus Nebenkosten) sowie weitere Ausgaben rund um die Wohnung. Zum Beispiel sind Strom- und Wasserkosten nicht immer in den regulären Nebenkosten enthalten. Auch Internet und Telefon müssen Sie selbst bezahlen. 

Selbst kaufen statt mieten?

Sofern Sie das nötige Eigenkapital haben, könnten Sie das Plus am Monatsende auch in eine Immobilienfinanzierung investieren. Anders als Mietzahlungen fließen Ihre monatlichen Ausgaben dann zu einem großen Teil in Ihren eigenen Vermögensaufbau. 

Über alle Bevölkerungsgruppen und Regionen hinweg betrachtet, bleiben die Deutschen mehrheitlich unter der 30-Prozent-Regel. Doch vor allem einkommensschwache Haushalte investieren einen weitaus höheren Anteil ihres Einkommens in die Miete. Gleiches gilt für Großstädte.

Hohe Mietbelastung in Großstädten

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die Mietbelastung in allen 77 deutschen Großstädten (Stand: 15. Juni 2021) untersucht. Die Erhebung basiert auf den neuesten verfügbaren Daten des Mikrozensus. Sie stammen aus dem Jahr 2018.

Die Ergebnisse:

  • 49,2 Prozent der Großstadt-Haushalte (gesamt: 8,4 Millionen) geben mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Warmmiete aus. Wohngeld und andere Sozialleistungen wurden dabei bereits berücksichtigt.
  • Bei über einem Viertel (25,9 Prozent) der Haushalte betrug die Mietbelastung sogar mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens.
  • Bei knapp 12 Prozent aller Großstädter floss mehr als die Hälfte der Einnahmen in die Miete.

Auffällig dabei: Die mittlere Mietbelastungsquote (Median) trifft zwar mit 29,8 Prozent fast genau den empfohlenen Höchstwert, es zeigt sich aber eine große Kluft zwischen den Einkommensschichten:

  • Haushalte an der Armutsgrenze geben im Schnitt 46 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Diese Gruppe verdient maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Großstädter.
  • Am anderen Ende der Skala stehen die Haushalte mit hohem Einkommen, die nur 20 Prozent ihrer Einkünfte in die Miete investieren. Sie definieren sich durch ein Einkommen, das mehr als 140 Prozent über dem Median-Wert liegt.

Große Unterschiede zwischen Arm und Reich

Ein ähnliches Bild zeichnen die Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2019. Demnach liegt der Anteil der Miete am Einkommen in der armutsgefährdeten Bevölkerung bei 49 Prozent. Als armutsgefährdet gelten alle Haushalte, deren Einkommen unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens (Median) liegt. Für den Erhebungszeitraum lag die Grenze bei 781 Euro netto pro Person.

Haushalte, die über der Armutsgrenze liegen, gaben deutschlandweit im Schnitt 21,9 Prozent für die Wohnkosten aus. Sie liegen also deutlich unter dem empfohlenen Maximalwert. Daraus ergibt sich ein Gesamtschnitt von fast 26 Prozent Mietanteil an den Wohnkosten.

Bitte beachten Sie: Das Statistische Bundesamt zählt zu den Wohnkosten auch Wasser- und Abwasser-, Energie- und Heizkosten, Ausgaben für die Instandhaltung der Wohnung bzw. des Hauses, Hypotheken­zinsen (bei Eigentümern), Versicherungs­beiträge (bei Eigentümern; bei Mietern, falls diese die Kosten tragen) sowie sonstige Wohnkosten.

Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen

Bevölkerung insgesamt

25,9 %

Armutsgefährdete Bevölkerung

49,0 %

Nicht-armutsgefährdete Bevölkerung

21,9 %

Anteil der Miete am Einkommen im Bundesländer-Vergleich

In einer weiteren Analyse hat das Statistische Bundesamt die Mietbelastungsquote getrennt nach Bundesländern ausgewertet. Die Zahlen stammen aus einer Mikrozensus-Zusatzerhebung von 2018.

Übersichtskarte mit dem Anteilen der Miete am Einkommen im Bundesländer-Vergleich
© immonet - Quelle: Statistisches Bundesamt

Bundesland

Mietbelastungsquote

Hamburg

30,4 %

Bremen

29,8 %

Schleswig-Holstein

29,3 %

Berlin

28,2 %

Hessen

28,2 %

Nordrhein-Westfalen

28,2 %

Saarland

27,7 %

Rheinland-Pfalz

27,3 %

Bayern

27,2 %

Deutschland insgesamt

27,2 %

Baden-Württemberg

27,1 %

Niedersachsen

26,9 %

Mecklenburg-Vorpommern

26,1 %

Sachsen-Anhalt

25,0 %

Brandenburg

24,5 %

Thüringen

23,1 %

Sachsen

22,7 %

  • Wenig überraschend liegen die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin zusammen mit Schleswig-Holstein an der Spitze. Hier geben Menschen den höchsten Anteil ihres Einkommens für die Miete aus.
  • Am günstigsten wohnen die Menschen in Ostdeutschland. Die fünf niedrigsten Mietbelastungsquoten sind in den neuen Bundesländern zu finden. In Sachsen fließen im Schnitt nur 22,7 Prozent des Nettoeinkommens in die Bruttokaltmiete.
  • Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Mietbelastungsquote bei 27,2 Prozent. Nur Hamburg liegt (durchschnittlich) mit 30,4 Prozent über dem empfohlenen Höchstwert.

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