Die Vollfinanzierung einer Immobilie bietet einen sehr zentralen Vorteil: Sie können die Wunschimmobilie umgehend erwerben und schnell beziehen bzw. das Haus nach Ihren Wünschen zügig bauen, ohne im Vorfeld Eigenkapital ansparen zu müssen. Eltern können ihren Kindern ein eigenes Zimmer und eventuell einen Garten zum Spielen bieten, ohne dass die Familie vorher lange in einer engeren Mietwohnung leben muss, bis genügend Eigenkapital aufgebaut wurde. Auch für junge Menschen mit sehr guter Berufsperspektive und sicherer Aussicht auf ein gutes Gehalt kann die Vollfinanzierung das ideale Mittel zur schnellen Umsetzung ihres Immobilienplans werden.
In Zeiten niedriger Zinsen kann eine Vollfinanzierung – trotz des höheren Zinssatzes gegenüber der Finanzierung mit Eigenkapital – ein kluger Schritt sein, sofern ein Zinsanstieg sicher bevorsteht. Wenn ein entsprechend günstiger Zins für eine lange Laufzeit gesichert ist, können eventuelle Rücklagen mit einem Zinsertrag angelegt werden, der den höheren Vollfinanzierungszins in Summe übersteigt. Diese Überlegung ist jedoch nur etwas für Kenner des Marktes, die die Zinsbewegungen beobachten und mit der Vermögensmehrung durch geschicktes Anlegen Erfahrung haben.
Außerdem bietet die Vollfinanzierung die Chance, in einer Tiefstzinsphase den Immobilienkauf zu vergleichsweise günstigem Zins zu realisieren. Der Gedanke dahinter lautet: Lieber jetzt und etwas teurer finanzieren als später, wenn die Immobilienfinanzierung nach Ansparung eines brauchbaren Eigenkapitals auf einem deutlich höheren Zinsniveau angegangen werden muss.
Die Baufinanzierung ohne Eigenkapital hat jedoch auch mehrere Nachteile, die die Gesamtkosten für den Hauskauf oder -bau in die Höhe treiben:
Eine zentrale Rolle spielt der Beleihungsauslauf, also das Verhältnis zwischen dem Beleihungswert der Immobilie und dem aufgenommenen Darlehen. Bei einer Vollfinanzierung liegt er bei 100 Prozent. Ab einem Beleihungsauslauf von 80 Prozent berechnen Banken einen spürbar höheren Sollzins als bei einem mit Eigenkapital abgesicherten Kredit. Der Sollzinssatz kann hier durchaus 0,3 Prozentpunkte höher liegen als bei einem konventionellen Darlehen mit Eigenkapital. Bis das Darlehen endgültig abbezahlt ist, kommt leicht ein fünfstelliger Eurobetrag zusammen.
Außerdem setzen die Banken von Beginn an eine hohe Tilgungsrate fest. Dadurch soll die aufgenommene Summe schneller abbezahlt werden als ein normaler Immobilienkredit. Nimmt man Zins und Tilgung zusammen, ergibt das eine beachtlich hohe monatliche Belastung. Da es sich hier um ein Annuitätendarlehen mit gleichbleibenden Raten handelt, bleibt die Höhe des monatlich zu zahlenden Betrags bis zum Ende der Darlehenslaufzeit konstant.
Bei der 110-Prozent-Finanzierung müssen Sie für das Nachrangdarlehen, mit dem die Erwerbsnebenkosten finanziert werden und für das die Banken oft keine Sicherheit haben, einen deutlichen Zinsaufschlag zahlen. Insgesamt verteuert eine Vollfinanzierung den Immobilienkauf erheblich.