Große Vielfalt bei Holzdekor
Dank moderner Technik können die Hersteller den Fliesen jede beliebige Oberfläche geben. Bei den Wandfliesen liegen derzeit Vollformatdekore im Trend, sagt Jens Fellhauer vom BKF – zum Beispiel mit tastbarer Struktur, Ton-in-Ton-Mustern oder Matt-Glanz-Effekten. Uta Kurz zufolge gewinnt der „Used Look“ an Beliebtheit: Auf der Cersaie, der weltweit größten Messe für Fliesen und Sanitär, wurden beispielsweise Fliesen präsentiert, die aussehen wie die abgenutzten Pflastersteine der historischen Straßen von Paris.
In Zeiten, in denen Natur und Nachhaltigkeit für viele Menschen eine große Rolle spielen, werden auch natürliche oder natürlich aussehende Materialien stark nachgefragt. Aktuell sind Holzdekore sehr beliebt. „Sie haben aufgrund ausgefeilter Produktionstechnik und dem Einsatz von Digitaldruckern eine Authentizität erreicht, durch die der Boden nicht nur aussieht wie Holz, sondern sich durch fühlbare Maserungen auch so anfühlt“, sagt Fellhauer.
Die Produktionstechniken haben sich so enorm verbessert, dass sich keine zwei Fliesen gleichen und im verlegten Zustand kaum ein Unterschied zu echtem Holz oder Naturstein erkennbar ist. Dies zeigt sich auch bei der Oberflächenstruktur: „Fliesen sind heute matt. Das Vorbild Natur ist nicht nur optisch wahrzunehmen, man fühlt die klar strukturierten Oberflächen auch“, so Uta Kurz. Der Trend zu matten Fliesen hängt auch mit dem Anspruch an barrierefreies Wohnen zusammen – matte Fliesen sind weniger rutschig und damit sicherer.
Farben: Fliesen bleiben dezent
In farblicher Hinsicht sind Badfliesen eher zurückhaltend und bleiben dezent: Besonders gefragt sind Fliesen in Weiß, Schwarz oder Anthrazit. „Auch Grau ist derzeit ein großes Thema“, berichtet Uta Kurz von ihren Eindrücken nach den Messebesuchen. Der große Vorteil: Fliesen in diesen Farben bleiben zeitlos. „Ein neues Bad soll ja auch noch in zehn oder zwanzig Jahren gefallen“, sagt Jens Fellhauer. „Insofern sind Knallfarben eher etwas für die Hotel-Bar und nicht das private Bad.“
Statistisch gesehen renovieren die Deutschen ihre Bäder im Schnitt nur alle 20 Jahre. Hellgrau, Dunkelgrau und Schwarz verleihen dem Bad zudem einen einheitlichen Look, der sich mit vielen Einrichtungstrends gut ergänzt und mit modischen Accessoires immer wieder neu belebt werden kann. Dennoch sind farbige Fliesen nicht verboten. Sie werden allerdings eher zur Akzentuierung eingesetzt. Hierbei sind starke Töne wie Rot, Grün und Blau oder das edel wirkende Gold in diesem Jahr der Renner. Ob Farbe oder nicht, wie in jedem anderen Raum gilt auch im Bad: Erlaubt ist, was gefällt.
Vielseitigkeit von Fliesen
Fliesen sind mittlerweile nicht mehr nur im Bad und in der Küche angesagt. „In Neubauten werden sie – häufig in Holzoptik – immer öfter im gesamten Erdgeschoss eingesetzt“, beobachtet Birgit Hansen. Dabei bildet der Bodenbelag eine einheitliche Fläche. Das hat Gründe: Da Baugrundstücke teurer und Häuser mehr in die Höhe gebaut werden, wird der Wohnraum auf den einzelnen Etagen kleiner. Um einem beengten Raumgefühl entgegenzuwirken, entscheiden sich Architekten meist für offene Wohnbereiche, in denen Küche, Wohn- und Esszimmer ineinander übergehen. „Da ergibt sich oft kein sinnvoller Abschluss für den Fliesenbereich“, so Hansen.
Ein einheitlich gestalteter Boden unterstützt die offene Wirkung und lässt die Räume größer erscheinen. Daher werden die Beläge gern auch bis in die Außenbereiche gezogen: Die optisch gleichen Böden von Küche, Wohnzimmer und Terrasse schaffen weiche Übergänge von draußen und drinnen. Zudem sind Hansen zufolge Fliesen auch enorm praktisch, insbesondere für Familien mit kleinen Kindern: „Allergikerfreundlich, leicht zu reinigen, strapazierfähig. Für Flächen mit Fußbodenheizung sind sie wegen ihrer guten Wärmeleiteigenschaften sehr wirtschaftlich“, sagt Hansen. Sie beobachtet den Einzug von Fliesen mittlerweile vereinzelt auch in Kinder- und Schlafzimmer. Ein Nachteil bleibt allerdings: „Fliesen sind lauter als Holzböden.“