Forward-Darlehen: Zinssatzgarantie für die Zukunft
Sowohl bei der Prolongation als auch bei der Umschuldung sind Sie zeitlich an die Laufzeit Ihrer Erstfinanzierung gebunden. Doch wie gehen Sie vor, wenn Sie schon früher von den günstigen Zinsen profitieren wollen, die Zinsbindungsfrist aber erst in drei bis vier Jahren ausläuft? Dann ist das Forward-Darlehen für Sie eine interessante Option. Eva Grunwald, Leiterin Immobiliengeschäft für Privat- und Firmenkunden in Deutschland bei der Deutschen Bank, erklärt das Spezielle an dieser Form der Anschlussfinanzierung:
„Ein Forward-Darlehen ist in seinem Kern eine normale Anschlussfinanzierung – mit der Besonderheit, dass der neue Zinssatz und alle anderen Darlehensbedingungen bereits deutlich vor dem Ende der alten Zinsbindungsfrist festgeschrieben werden. Durch die vorzeitige Vereinbarung des Zinssatzes für die Anschlussfinanzierung erhält der Darlehensnehmer finanzielle Planungssicherheit und entgeht dem Risiko steigender Zinsen. Der Vorteil solcher Darlehen kommt insbesondere in Phasen mit einem niedrigen Zinsniveau zum Tragen, denn dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen über kurz oder lang wieder ansteigen.“
Bei den meisten Anbietern können Sie sich bis zu fünf Jahre im Voraus mit einem Forward-Darlehen die aktuell günstigen Zinsen für die Zukunft sichern, bei Dr. Klein ist dies bereits sogar fünfeinhalb Jahre im Voraus möglich. Der Nachteil dieser Anschlussfinanzierung: Für die Zinsgarantie werden Aufschläge für jeden Monat Wartezeit zwischen dem Abschluss und der Auszahlung des Darlehens verlangt. Allerdings sind die Zinsaufschläge heutzutage deutlich geringer als noch vor ein paar Jahren. Laut einer Untersuchung der Verbraucherorganisation Stiftung Warentest im Frühjahr 2019 sind Forward-Darlehen derzeit nicht viel teurer als herkömmliche Anschlusskredite: bei zweijähriger Vorlaufzeit wird oftmals ein Zinsaufschlag von weniger als einem viertel Prozentpunkt verlangt.
„Ob der Abschluss eines Forward-Darlehens sinnvoll ist oder nicht, hängt vor allem davon ab, wie der Kreditnehmer die weitere Zinsentwicklung einschätzt. Geht er von sinkenden oder stagnierenden Marktzinsen aus, besteht kein beziehungsweise geringer Handlungsdruck. Erwartet der Kreditnehmer dagegen steigende Zinsen, sollte er sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigen“, sagt Finanzexpertin Eva Grundwald.
Wir stellen Ihnen im Folgenden die drei möglichen Szenarien der Zinsentwicklung vor.
Szenario 1: Die Zinsen bleiben auf dem aktuellen Niveau
Sind Sie davon überzeugt, dass sich die Bauzinsen in den nächsten fünf Jahren nicht verändern, würden Sie sich mit dem Anschlusskredit weder verbessern noch verschlechtern. Allerdings lohnt ein genauerer Blick auf die Prognosen: Stehen die Zeichen auf sinkende Zinsen, könnten Sie mit der Anschlussfinanzierung noch etwas abwarten. Gehen die Experten von steigenden Marktzinsen aus, könnten Sie sich den günstigen Zinssatz bereits jetzt sichern.
Szenario 2: Die Zinsen sinken in den nächsten Jahren
Gehen Sie davon aus, dass die Zinsen in den nächsten fünf Jahren sinken, sind das die besten Voraussetzungen für Ihre Anschlussfinanzierung. Das bedeutet nämlich, dass Sie Ihre Restschuld bei der Bank günstiger finanzieren können als bisher, indem Sie einfach nur abwarten. Trotzdem gilt: Markt weiter beobachten. Denn fünf Jahre sind eine lange Zeit, in der viel passieren kann und es besteht die Möglichkeit, dass die Zinsen doch plötzlich zu steigen beginnen.
Szenario 3: Die Zinsen steigen wieder an
In Niedrigzinsphasen liegt die Vermutung nahe, dass in Zukunft wieder mit schlechteren Konditionen für eine Anschlussfinanzierung zu rechnen ist. Wer diese Auffassung teilt und sich die günstigen Zinsen sichern möchte, sollte Angebote für ein Forward-Darlehen einholen und vergleichen.