Nicht wenige Bauherren stellen sich die Frage, warum sie eigentlich eine Baugenehmigung benötigen, wenn sie das eigene Grundstück bebauen wollen. Warum kann man nicht einmal auf der eigenen Wiese bauen, was einem gefällt? Immerhin gilt in Deutschland die Baufreiheit, also das Recht des Eigentümers, sein Grundstück zu bebauen. Diese wird allerdings durch die Vorschriften und Gesetze des öffentlich-rechtlichen Baurechts beschränkt. Durch jahrhundertealte Erfahrung haben die Verwaltungen gelernt, dass Städte und Dörfer geordnet aufgebaut und erweitert werden müssen. Der Staat hat in allen Zivilisationen, über Jahrtausende hinweg, das Bauen reguliert und überwacht.
Aktiver Brandschutz durch Abstandsflächen oder Brandmauern
Abstände zwischen Gebäuden sind unter anderem notwendig, um die Brandgefahr innerorts zu minimieren. In Städten, in denen aus verschiedenen Gründen sehr dicht gebaut wird und Abstandsflächen nicht zur Verfügung stehen, werden als Ausgleich Brandmauern oder Brandabschnitte in den Dachkonstruktionen verlangt.
Wie wichtig diese Maßnahme ist, verdeutlicht ein Blick auf die großen Brandkatastrophen der vergangenen Jahrhunderte: Der Große Brand von London zerstörte 1666 ein Fünftel der Stadt und machte etwa 100.000 Einwohner obdachlos. Diese Katastrophe führte umgehend zu einer neuen Regulierung: Der damalige König erließ sofort neue Bauvorschriften. In ihnen wurden Steine und Ziegel als einzige erlaubte Baumaterialien für neue Häuser vorgeschrieben, um zukünftig die Feuergefahr zu minimieren.
Jedes Baugebiet hat seine Besonderheiten
Wir alle leben auf begrenztem Raum. Neubaugebiete entstehen heute auf Flächen, die in vorangegangenen Jahrzehnten oder Jahrhunderten wirtschaftlich auf verschiedene Weise genutzt wurden. Auf vielen alten Industriebrachen oder in durch Bergbau veränderten Landschaften wohnen heute Menschen glücklich und zufrieden. Dies kann nur gelingen, wenn die Verwaltungsämter das Baugeschehen auf die Flächen verteilen, die zum Bebauen taugen und den Bau von Häusern dort untersagen, wo das Gelände ggf. nicht tragfähig ist. Es ist also dringend notwendig, dass die Baubehörden über neu geplante Gebäude detaillierte Kenntnis haben und das Baugeschehen im Sinne der Allgemeinheit beeinflussen.
Architektur als Kulturleistung mit Ortsbezug
Jede Region hat ihre kulturellen Eigenheiten. Wie wichtig diese sind, merkt man schon am eigenen Urlaubsverhalten. Wir besuchen die italienischen Städte so gerne, weil sie nicht aussehen wie Freiburg, München oder Heidelberg. Diese Unterschiede der städtischen und ländlichen Kulturen gilt es, durch Baugesetze international, national und regional zu erhalten.
In Deutschland wird die Baugesetzgebung in regionaler Verantwortung durch die Bundesländer geregelt. Daher ist der Bau eines original bayrischen Bauernhauses auf Sylt schlicht nicht erlaubt. Generell sind die Behörden meist großzügig, wenn es um das Bauen geht, so lange man sich an die vorgegebenen Rahmenbedingungen hält.